Whale2Sea

Etwa 15 Seemeilen vor Andenes, am Kap der Insel Andoya, fällt der Meeresboden auf eine Tiefe von über 1000 Metern ab. Beste Bedingungen für den Pottwal auf der Suche nach Nahrung und gute Chancen für uns, ihn in erreichbarer Nähe auftauchen zu sehen. So weit so gut, doch das Wetter spielt eine nicht unerhebliche Rolle in diesem Wal-Safari-Spiel. Vor zwei Jahren standen wir schon einmal am Hafen und konnten wegen Wind und Wellen nicht hinaus. Diesmal haben wir eine Tour mit einem hochseetauglichen Schlauchboot über www.whale2sea.no gebucht. Kleine Gruppen, hohe Wendigkeit und, ganz wichtig, weniger Anfälligkeit für die Seekrankheit, sowie eine hohe Chance für eine Walsichtung werden versprochen. Doch unser Termin wird verschoben. Und das bei klarem Himmel und Sonne; aber zu viel Wind und Dünung zwingen uns in geduldiges Warten. Nach drei Tagen können wir fahren. Nun ist der Himmel bleigrau, das Meer auch, aber ruhig, und die Temperaturen liegen bei 10 Grad. Unsere beiden Guides, zwei deutsche Meeresbiologen, sind voller Zuversicht. Heute wird das was mit Moby Dicks Verwandtem, denn wir haben auch noch ein Ass im Ärmel, ein Hydrophone an Bord. Nach einer Stunde Fahrt verraten uns metallische Klicklaute aus dem Unterwassermikrofon, dass sich ein Wal in unserer Nähe „auf 10 Uhr“ befindet. Weiter geduldig sein! Ausschau halten! Dann der Ruf: „Dort bläst er,“ zwei, drei Mal – und Schwupps sehen wir nur noch seine Fluke von hinten. Ein Wal muss immer wieder auftauchen, um Sauerstoff aufzunehmen. Wir haben Dich lokalisiert, großer, grauer Riese. Wir warten auf Dich! Nach 38 Minuten ist er wieder da. Wunderbar! Der Wal ist ganz entspannt – wir sind total aufgeregt. Er bläst, er zeigt seinen Rücken und nach ein paar Minuten taucht er, Fluke nach oben, wieder ab. Der Fotograf gibt in kürzester Zeit alles - auf einem schwankenden Gummiboot. Was für ein einmaliges Erlebnis, dieses gut 20 Meter lange Tier in seinem Element, dem Polarmeer, zu sehen. Wir sind darauf nur zu Gast. Darum drehen wir nach diesem Schauspiel wieder ab. 15 Seemeilen Rückfahrt lassen ein warmes Gefühl im Herzen reifen, trotz kalter Gischt auf der Haut. Whale2Sea – unsere zweite Chance auf eine Walbeobachtung war erstklassig.